In Vorbereitung
 


Die Amalienpresse beabsichtigt eine Auswahl aus dem lyrischen Werk von Daniil Charms (1905 – 1942), enfant terrible der sowjetischen Literaturszene in den dreißiger Jahren. Ein paar Kostehappen, Gedichte für Kind Gebliebene und Kinder:

 

Die fliegende Katze

Meine Katze zerschnitt sich die Pfote,
Vermied deshalb gern jeden Schritt.
Dass auf Dauer nicht Humpeln ihr drohte,
Brachte ich Luftballons mit.

Die Leute staunen in hohem Maße,
Wenn ich mit ihr beim Spazieren bin.
Teilweise stößt sie sich ab von der Straße,
Teilweise schwebt sie über sie hin.

 

Im Zug

Lokführer gibt der Pfeife Dampf.
Die Wagen rumpeln an.
Der Heizer schwitzt am Feuerloch
Und schaufelt, was er kann.

Stieg ein der Kindergarten
Vom Ausflug in das Städtchen.
Nun kehren müde sie zurück
Zu ihren lieben Bettchen.

Sie alle rollen vorwärts,
War‘n dort und sind bald hier.
Und nebenan, da frisst und säuft
Ein fetter Passagier.

 

Iwan Kryssakow und seine Hündchen

Erstens

Junge Hunde wünscht sich sehr
Kryssakow, der alte Herr.

Jeden Morgen in der Frühe
Geht er aus, nicht ohne Mühe.

„Brennt mal wieder nicht, er Knaster.“
Und nach einem Zündholz fasst er.

Tabaksbeutel ist am Fleck.
Doch die Streichhölzer sind weg.

Sucht in beiden Manteltaschen,
Findet dabei was zu naschen.

„Sehn Sie dort am Straßenrand
Liegen sie, noch unverbrannt!“

„Nehmen Sie, ich greife grade
Hier das Glas mit Marmelade!“

Dort, wo seine Hölzer lagen,
Zwei verlassne Welpen klagen.

Nimmt die Kleinen an die Brust
Und eilt heimwärts pflichtbewusst.

„Merkt euch gut: Jetzt heißen wir
Wohngemeinschaft Mensch & Tier.

Merkt euch weiter: Wenn ich male,
Bleibt in der Horizontale!“

Sprach‘s der Retter zweier Leben
Und hat sich zu Bett begeben.

Es krabbeln nach die kleinen Süßen
Und wärmen ihn an beiden Füßen.

Zweitens

Vom Schlaf erfrischt und sorgenfrei
Holt Kryssakow die Staffelei.

Zeichnet frei mit flotten Strichen
Ein Bild der Gattin, die verblichen.

Ganz in der Nähe vom Gebieter
Halten Mahl die neuen Mieter.

Wobei um einen Hühnerknochen
Ein wilder Streit ist ausgebrochen.

Es schnappt sich Bim die Beute und
Verschwindet in den Untergrund.

Bom zerrt ihn unterm Bett hervor,
Wobei er jedes Maß verlor.

Flucht und Verfolgung ohne Schranken!
Die Staffelei gerät ins Wanken.

Schon hängt das Bild, ob ihren Falls,
Zerfetzt dem Maler um den Hals.

Ddie Staffelei liegt auch zertöppert.
Die Sünder stehen arg bedeppert,

Dieweil im Zorn der Künstler spricht:
„So geht es aber wirklich nicht!“

O Kryssakow! O junge Hunde!
Schlägt schon so bald die Abschiedsstunde?

 

Iwan Beilschmidt

Iwan Iwanytsch Beilschmidt geht zur Jagd,
Wobei sein Pudel über Zäune springen muss.
Wie einen Baumstamm schluckt der Sumpf Iwan,
Und wie ‘ne Axt versinkt der Hund im Fluss.

Iwan wanytsch Schmeilbidt geht zur Jagd,
Mit ihm sein Pudel, hüpfend wie die Axt beim Haun.
Ein Baumstamm schmeißt den Jäger in den Sumpf.
Im Fluss der Pudel überspringt den Zaun.

Iwan wanytsch Bilschmeidt geht zur Jagd
Mit seinem Pudel, den der Zaun im Fluss verschlingt.
Sein Stammbaum trägt den Jäger durch den Sumpf.
Der Hund als Schmidtbeil durch die Gegend schwingt.